Schaukasten, Notgeldscheine der Inflation BEDARFSAUSGABEN

[mimach]

Hallo Pfennig 47,5

Wir sollten bei Inflations-Notgeld sauber unterscheiden zwischen echtem Bedarfsgeld und Seriennotgeldscheinen
Ich habe dazu mal einen alten Beitrag rausgekramt.


Tewes und Stephanowsky definieren Seriennotgeld wie folgt:
„Diese Geldscheingruppe umfasst die Bildergeldserien der Ausgabejahre 1921/22. In den seltensten Fällen liefen diese Scheine als echtes Bedarfsgeld um. Sie sind vom Ausgabecharakter her als Spekulationsausgaben der Städte und Gemeinden zu sehen. Ihre Herstellung diente hauptsächlich Sammelzwecken, sie wurden mit einem Aufgeld an Händler und Sammler abgegeben.“
(Lothar Tewes und Helmut Stephanowsky - Das Märkische Notgeld 1914-1924 - Numismatische Hefte Nr. 3 - Kulturbund DDR 1982)

Der berühmte Notgeldexperte Hans Funk liefert uns eine noch eingehendere Einsicht in die Materie und unterlässt es nicht, ein hartes Urteil über solches Bildergeld zu fällen:
Notgeldscheine der Städte, Gemeinden, Institutionen und anderer Ausgabestellen 1921-1922 (Kleingeldscheine)
Bei den Scheinen der Städte und Gemeinden 1921—1922 handelt es sich selten um sogenanntes „Verkehrs- bzw. Bedarfsgeld“. Überwiegend wurden diese Scheine aus anderen Gründen ausgegeben. Infolge der steigenden Sammler-Nachfrage nutzten viele Orte die Möglichkeit mit der Ausgabe solcher Scheine Geschäfte zu machen, ihre Stadtkassen aufzufüllen. Unterstützt wurden Städte und Gemeinden von gewinnsüchtigen Händlern, die den Orten gleich ganze Ausgaben abkauften. Es entwickelte sich so ein regelrechter Geldscheinhandel. Das Notgeld der Städte, Gemeinden und anderer Ausgabestellen dieser Zeit war dadurch gekennzeichnet, Handelsware besonderer Art zu sein. Der größte Teil der Notgeldausgaben dieser Periode wurde als Serien ausgegeben. Darunter sind Scheine zu verstehen, die textlich oder bildlich eine Darstellung trugen, die erst im Zusammenhang der ganzen Serie (also 3, 6 oder mehrer Scheine) verständlich wurde. Bekannt sind Scheine dieser Periode von ca. 1500 Orten mit insgesamt 13.000 verschiedenen Scheinen. Zweifelsohne haben solche Notgeldscheine den geringsten numismatischen Wert überhaupt. Sie als numismatisch bedeutsam erklären zu wollen, würde zur Folge haben Numismatik im Allgemeinen und Notgeld dabei im besonderen Maße vom Inhalt her im Wert zu reduzieren. Daraus darf aber keineswegs abgeleitet werden, daß diese Scheine für eine Auswertbarkeit keinen Wert hätten. Sie dienen als Beleg, als Zeitzeugen. Solche Notgeldscheine sind hinsichtlich ihrer Aussage und Gestaltung eine wahre Fundgrube für Historiker, Geschichtswissenschaftler, Heraldiker, Interessenten auf dem Gebiet der Heimatgeschichte und Kultur.
(Hans Funk - Notgeld 1914-1948 - ein Überblick – Abhandlung aus Numismatische Hefte Nr. 32 - Kulturbund DDR 1986, Seite 27-28)

[mimach]

Bei Gelegenheit zeige ich mal ein paar „Golddollar-Scheine“ meiner Heimatstadt.

[mimach]

Ein offizieller Notgeldschein des Kreises Prenzlau der durch das Reichsministerium für Finanzen genehmigt wurde.
Die Deckung wurde durch Goldanleihen des Deutschen Reiches garantiert.

Laufzeit vom Oktober 1923 bis 15. Januar 1924.
Hier ging es also bereits um das Ende der Inflation und die Einführung der Rentenmark zur Stabilisierung der Papiermark.

Man beachte bitte den Stempel des Kreises Prenzlau. Vier Jahre nach Ende der Monarchie noch mit königlich-preußischen Adler inkl. Krone, Szepter und Reichsapfel.

[TorWil]

Da ich mich mit Papiergeld nicht auskenne hoffe ich das ich das richtig verstanden habe, gesucht regionales Inflations-Notgeld.

Zirndorf bei Fürth (Bayern): 10 Milliarden Mark

[Pfennig 47,5]

Dann beginne ich mit der offiziellen Ausgabe der Landesbank Westfalen vom 14. Nov. 1923
Einseitiger Druck
Wasserzeichen: Dreieckrad

[Pfennig 47,5]

Fünfhunderttausend Mark der Vereinigung Breslauer Arbeitgeberverbände vom 31. August 1923
Einseitiger Druck
ohne Wasserzeichen
Kassenfrisch

[Pfennig 47,5]

Fünfzig Milliarden Mark Ersatzwertzeichen ausgegeben vom Magistrat der Stadt Stettin, den 23. Oktober 1923
Einseitiger Druck
kein Wasserzeichen
Serien Nr. 00991

[mimach]

Stadt und Kreis Prenzlau
Notgeldschein über 50.000 Mark
Ausgabedatum 11. August 1923

Im Zentrum eine Zeichnung der damals noch unversehrten St. Marienkirche mit Bebauung auf dem Marktplatz.

[Pfennig 47,5]

Hier ein Schein aus Lewin, oder auch Hummelstadt genannt.
Einseitiger Druck
ohne Wasserzeichen

[züglete]

Mit diesem Thema habe ich mich nie sonderlich beschäftigt, habe aber doch viele solcher Scheinchen.
Würzburg

Grüsse züglete

[Pfennig 47,5]

Hier eine Ersatznote aus der Hochinflationszeit vom 15. Sept. 1923
Rheinisch Westfälische Kalkwerke Dornap (Kreis Mettmann)
Kassenfrisch
Wasserzeichen: Rheinische Wellen

[züglete]

Auch etwas Trivia zu Dornap:

die Kalwerke existieren noch heute:

https://www.yumpu.com/de/document/read/ ... -rheinkalk

ich vermute aber, sie werden den Gutschein nicht mehr einlösen

Dornap ist seit 1975 ein Quatier im wuppertaler Stadteil Vohwinkel (Vorher eigenständige Stadt Vohwinkel siehe dazu Notgelmünzen des dritten Reiches) und gehörte vorher zu Wülfrath das für seine Kalkvorkommen beklannt ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dornap

Dort gibt es neben dem Werk Dornap von Rheinkalk, einer Tochter einer belgischen Miuttergesellschaft, noch die Kalkwerke Ötelshofen die bis heute im Familioenbesitz sind.

hier der Link zum Notgeld aus Vohwinkel:

viewtopic.php?p=580262#p580262

so schließt sich der Kreis

[züglete]

Noch etwas aus Würzburg

Grüsse züglete

[olricus]

Ich zeige hier mal einen Notgeldschein der Firma Linke-Hofmann-Lauchhammer AG,
Werk Torgau, 1 Million Mark vom 8. August 1923, einseitiger Druck mit handschriftlicher
Unterzeichnung durch die Werksleitung.
Im Anhang ein Zeitungsartikel zum Ausgabeanlass.
Der Betrieb wurde 1911 als Torgauer Stahlwerks-AG gegründet und 1917 als Zweigwerk
Torgau von der Lauchhammer-AG übernommen. 1922 fusionierte die Lauchhammer-AG
mit den Linke-Hofmann-Werken aus Breslau.
Nach Wegfall der Rüstungsaufträge zum Ende des 1. Weltkrieges 1918 erschloss man neue
Absatzgebiete mit dem Guss von Stahlglocken als Ersatz für die vielen im Kriege eingeschmolzenen
Bronzeglocken.
Nach Aufbrauch der Geldscheine kamen in Torgau auch die Notgeldscheine des Zweigwerkes
Riesa zum Einsatz.

Unter dem Thema "Medaillen" stelle ich hier auch eine Medaille auf den Torgauer Glockenguss ein.
An Kopien oder Originalen der Torgauer Scheine bin ich immer interessiert.
Grüße von olricus

[Pfennig 47,5]

500 Mark vom 15. Okt. 1922 und 500.000 Mark vom 22. Aug. 1923 ausgegeben vom Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Bautzen
die Ortenburg in Bautzen
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ortenburg_(Bautzen)