Schönheiten des Mittelalters!
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Für den Brückentag letzte Woche habe ich mir eine nette Joggingstrecke im Reichswald ausgesucht. Dieser liegt strategisch günstig, für einen kurzen Abstecher vorab nach Nimwegen in den Niederlanden. Dort gibt es im Zentrum ein richtig tolles Allroundgeschäft. Neben bergeweise Briefmarken, Ansichtskarten, Kupferstiche, moderne und alte Literatur, eben auch Münzen. Mehrere Alben zu jedem Sammelgebiet. Herrlich! Bei nem Kaffee ein bissel clevsche Dialekt bzw. Niederrheinplatt quatschen (wobei mein Wortschatz da ziemlich eingeschränkt ist) und dabei stöbern. Ich war ne gute Stunde im Laden und fand es schön zu beobachten, dass dieses Geschäft richtig lebt. Mehrere Kunden kamen zu den unterschiedlichen Themengebieten in den Laden und mehrfach klingelte das Telefon wegen diverser Anfragen.
Ich habe dort u. a. eine interessante Münze vom Herzogtum Kleve, Johann II. 1481-1521 gefunden.
Muter oder 1/6 Schwanenstüber
0,6 gramm und 18mm
Prägestätte Wesel
Noss 161b
Vs. Ringel über dem gespaltenen Schild Kleve/Mark
IOhS DVX CLIV Z CO MAR
Rs. Befusstes Langkreuz, in den Winkeln W-E-S-L
MONE - NOVA - WESA - LIEN
Dieser frühe Typ aus Wesel scheint seltener als der spätere klever Typ zu sein.
Ein Vergleichsexemplar aus 2006 habe ich gefunden.
Mein Exemplar ist deutlich leichter und erheblich unschöner. Trotzdem wollte ich das Stück hier zeigen, da es nicht alltäglich zu finden ist. Ich denke, daß das Mindergewicht durch die Korrosion und durch die Fehlstellen am Rand zu erklären ist. Desweiteren habe ich unter dem Belag einen fast durchgängigen Schrötlingsfehler oder Knick gefunden, der diese Münze sehr fragil daherkommen lässt.
Noss beginnt seine Einleitung über Johann II. mit einer Anmerkung, dass er hat "gründlich gelernt, das Geldausgeben". War anscheinend in der Epoche nicht der einzige neben Sigismund mit dem letzten Rittergen.
Woher bzw. wofür der Name "Muter" stammt oder steht, erschließt sich mir bisher nicht. Weder im Noss, noch im Netz etwas gefunden. Den Typ Muter gab es auch schon unter Herzog Johann I. 1448-1481.
Nebenbei: Für die niederrheinischen Joggerbeine geht der Puls im Reichswald ziemlich hoch, da z. B. der Rauwenberg mit seinen knackigen 70m daherkommt.
Ich habe dort u. a. eine interessante Münze vom Herzogtum Kleve, Johann II. 1481-1521 gefunden.
Muter oder 1/6 Schwanenstüber
0,6 gramm und 18mm
Prägestätte Wesel
Noss 161b
Vs. Ringel über dem gespaltenen Schild Kleve/Mark
IOhS DVX CLIV Z CO MAR
Rs. Befusstes Langkreuz, in den Winkeln W-E-S-L
MONE - NOVA - WESA - LIEN
Dieser frühe Typ aus Wesel scheint seltener als der spätere klever Typ zu sein.
Ein Vergleichsexemplar aus 2006 habe ich gefunden.
Mein Exemplar ist deutlich leichter und erheblich unschöner. Trotzdem wollte ich das Stück hier zeigen, da es nicht alltäglich zu finden ist. Ich denke, daß das Mindergewicht durch die Korrosion und durch die Fehlstellen am Rand zu erklären ist. Desweiteren habe ich unter dem Belag einen fast durchgängigen Schrötlingsfehler oder Knick gefunden, der diese Münze sehr fragil daherkommen lässt.
Noss beginnt seine Einleitung über Johann II. mit einer Anmerkung, dass er hat "gründlich gelernt, das Geldausgeben". War anscheinend in der Epoche nicht der einzige neben Sigismund mit dem letzten Rittergen.
Woher bzw. wofür der Name "Muter" stammt oder steht, erschließt sich mir bisher nicht. Weder im Noss, noch im Netz etwas gefunden. Den Typ Muter gab es auch schon unter Herzog Johann I. 1448-1481.
Nebenbei: Für die niederrheinischen Joggerbeine geht der Puls im Reichswald ziemlich hoch, da z. B. der Rauwenberg mit seinen knackigen 70m daherkommt.
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Keine wirklichen „Schönheiten“ – aber 2 seltene Marken der Stadt Leuven aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und Zeugnisse der Wirtschaftsgeschichte:
Ein Mahlzeichen für ein sog. „molenvat“ Getreide mit 4 Punzen (Vs: Rose und Krone, Rs: 2x Lilie)
20 mm, 2,46 g
René Waerzeggers & Harry Dewit (1990) Leuven in Metall verewigt. Die Maalpenningen. S. 4 Nr. 7
https://www.lodenpenningen-belgie.be/44 ... 8750591839
Beides Mal dieses Exemplar
Ex Slg. Harry Dewit
Das Mahlzeichen war eine Quittungsmarke, dass die Gebühr für das Mahlen von Getreide bezahlt wurde. Molenvat - „pot de moulin / Mühlentopf“ - ist ein brabantisches Maß von etwa 14 1/2 I., das zuerst für Getreide (Mühle) verwendet und dann auf Flüssigkeiten ausgedehnt wurde. Und wie das so häufig mit Maßeinheiten ist … im 17. Jahrhundert waren es 26 l. Die Bedeutung der Punzen ist mir nicht bekannt.
Neben der Quittungsmarke gibt es eine weitere, die den Inhaber von der Bezahlung der Mahlgebühr befreite, ebenfalls aus dem Ende des 14.Jahrhundert mit einer Punze "0" 23 mm, 3,81 g
René Waerzeggers & Harry Dewit (1990) Leuven in Metall verewigt. Die Maalpenningen Seite 7 Nr.13
https://www.lodenpenningen-belgie.be/44 ... /447816304
(Beides Mal dieses Exemplar)
Ex Slg. Harry Dewit
Ein Mahlzeichen für ein sog. „molenvat“ Getreide mit 4 Punzen (Vs: Rose und Krone, Rs: 2x Lilie)
20 mm, 2,46 g
René Waerzeggers & Harry Dewit (1990) Leuven in Metall verewigt. Die Maalpenningen. S. 4 Nr. 7
https://www.lodenpenningen-belgie.be/44 ... 8750591839
Beides Mal dieses Exemplar
Ex Slg. Harry Dewit
Das Mahlzeichen war eine Quittungsmarke, dass die Gebühr für das Mahlen von Getreide bezahlt wurde. Molenvat - „pot de moulin / Mühlentopf“ - ist ein brabantisches Maß von etwa 14 1/2 I., das zuerst für Getreide (Mühle) verwendet und dann auf Flüssigkeiten ausgedehnt wurde. Und wie das so häufig mit Maßeinheiten ist … im 17. Jahrhundert waren es 26 l. Die Bedeutung der Punzen ist mir nicht bekannt.
Neben der Quittungsmarke gibt es eine weitere, die den Inhaber von der Bezahlung der Mahlgebühr befreite, ebenfalls aus dem Ende des 14.Jahrhundert mit einer Punze "0" 23 mm, 3,81 g
René Waerzeggers & Harry Dewit (1990) Leuven in Metall verewigt. Die Maalpenningen Seite 7 Nr.13
https://www.lodenpenningen-belgie.be/44 ... /447816304
(Beides Mal dieses Exemplar)
Ex Slg. Harry Dewit
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Interessantes Sammelgebiet hast Du!
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Bei denen bin ich auch nicht sicher, ob die unter "Schönheiten" richtig einsortiert sind...
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Also ich lasse das durchaus gelten!Numis-Student hat geschrieben: ↑Sa 26.10.24 18:43Bei denen bin ich auch nicht sicher, ob die unter "Schönheiten" richtig einsortiert sind...
„Es hat alles seinen tieferen Sinn.“ ‚Joseph Schwejk‘
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Tandem!
Etwas über 1 Jahr habe ich gebraucht, um ein Exemplar zu finden, das mir sowohl von Erhaltung als auch Tönung zusagt und bei dem ich nicht um ein Vielfaches überboten wurde.
Auf die Idee kam ich, lustigerweise, durch die 2€ "Karl der Große" von 2023, obwohl ich gar keine € sammle.
Das Karolus-Monogramm ist hier nun zwar nicht drauf, das bekommt man aber, bei Bedarf, verhältnismäßig günstig und einfach, von Münzen Karls des Kahlen.
Karl der Große / Carolus Magnus / Charlemagne (Karolinger)
(wahrscheinlich 02.04.747 o. 748 - 28.01.814 Aachen);
König des Fränkischen Reiches ab 768;
Kaiser ab 25.12.800
Denar
771-793
wohl Melle
- Morisson/Grunthal - Carolingian coinage, New York 1967, 268;
- Prou, M. Maurice - Les monnaies carolingiennes, Paris 1896, 681-682
C(AR)o - LVS (zweizeilig); Umrandung mit Perlkreis in der Mitte eine Rosette umgeben von der kreisförmigen Umschrift MEDOLVS/MEDOCVS; Umrandung mit Perlkreis
Etwas über 1 Jahr habe ich gebraucht, um ein Exemplar zu finden, das mir sowohl von Erhaltung als auch Tönung zusagt und bei dem ich nicht um ein Vielfaches überboten wurde.
Auf die Idee kam ich, lustigerweise, durch die 2€ "Karl der Große" von 2023, obwohl ich gar keine € sammle.
Das Karolus-Monogramm ist hier nun zwar nicht drauf, das bekommt man aber, bei Bedarf, verhältnismäßig günstig und einfach, von Münzen Karls des Kahlen.
Karl der Große / Carolus Magnus / Charlemagne (Karolinger)
(wahrscheinlich 02.04.747 o. 748 - 28.01.814 Aachen);
König des Fränkischen Reiches ab 768;
Kaiser ab 25.12.800
Denar
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wohl Melle
- Morisson/Grunthal - Carolingian coinage, New York 1967, 268;
- Prou, M. Maurice - Les monnaies carolingiennes, Paris 1896, 681-682
C(AR)o - LVS (zweizeilig); Umrandung mit Perlkreis in der Mitte eine Rosette umgeben von der kreisförmigen Umschrift MEDOLVS/MEDOCVS; Umrandung mit Perlkreis
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Ist es eigentlich zu weit hergeholt, das ligierte AR in CAROLVS auch als FR zu lesen?
Irgendwie ist mir das direkt ins Auge gesprungen.
Auf den späteren Stücken, nach der Münzreform, wurde schließlich auch die Umschrift CAR(O)LVS REX FR genutzt.
Irgendwie ist mir das direkt ins Auge gesprungen.
Auf den späteren Stücken, nach der Münzreform, wurde schließlich auch die Umschrift CAR(O)LVS REX FR genutzt.
Danke schön!
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Heute darf ich eine kleine Seltenheit und in meinen Augen auch eine Schönheit aus dem Friesacher Raum vorstellen, welche ich das Wochenende bei Marc Raffler erstehen konnte und hoffentlich bald in Händen halten kann.
Beste Grüße
Andechser
Es handelt sich um den als äußerst selten geltenden Typ CNA Cv6 bzw. Huszar 234 von Andreas II. von Ungarn. Mir ist es bisher auch noch nicht gelungen einen Auktionsbeleg für diesen Typ zu finden und da das Stück auch einen direkten Bezug zum Thema meiner Doktorarbeit hat, freue ich mich doppelt es in der Sammlung zu haben.Beste Grüße
Andechser
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Nach weiterer Recherche konnte ich jetzt doch ein Auktionsvorkommen des Typs finden: https://www.acsearch.info/search.html?id=10172444
Beste Grüße
Andechser
Beste Grüße
Andechser
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Da ist deiner um einiges schöner.
Viele Grüße
QVINTVS
Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen,
und wer sie aufzuheben versteht,
hat ein Vermögen.
Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)
Ebay-Alternative nutzen: https://www.muenzauktion.info
QVINTVS
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Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Danke dir. Bei dem anderen Stück hätte mich die starke Verprägung auf der Gebäudeseite auch wirklich gestört, aber die Seite mit Mond und Stern scheint mit meinem Stück stempelgleich zu sein.
Beste Grüße
Andechser
Beste Grüße
Andechser
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Eine weitere Marke: Eine byzantinische Bronze Tessera – vermutlich eine Wohlfahrtsmarke aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts des Sisinnios, magistros.
20 mm, 4,27 g
Dumbarton Oaks BZS.1951.31.5.2964 (gleiche Stempel). Nomos 24 (2022), 462 (gleiche Stempel). Cf. Zacos III 398 (s.u.).
Ex Nea Rhomē Collection, Leu Web Auction 24, 3-6 December 2022, 720
Vs/Rs: Großes, kreuzförmiges Monogramm KVPIЄ RO(H)ΘЄI; in den Quadranten: CICI-NNIⲰ / MAΓI-CTPⲰ
Das Monogramm bedeutet: „Herr, hilf“.
Das Auktionshaus schrieb dazu:
„Unser Stück könnte durchaus von derselben Person stammen wie die Kupfertessera aus der Sammlung Zacos, die ursprünglich in Zacos II (Nr. 701 ohne Foto) und in jüngerer Zeit von Cheynet (Zacos III Nr. 398) veröffentlicht wurde. Auch dieses Stück stammt aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts und nennt einen Sisinnios magistros, hat aber eine metrische Legende von zwei zwölfsilbigen Versen, die auf beide Seiten verteilt sind. Cheynet schlägt einen Sisinnios magistros als Besitzer vor, der während der nachfolgenden Regierungszeiten von Romanos II. und Nikephoros II. Phokas (959-969) ein hochrangiger Bürokrat war, der als Beamter in mehreren staatlichen Abteilungen tätig war und zweimal Präfekt der Hauptstadt („Konstantinopel“) war. Die von Cheynet veröffentlichte Legende auf dem Mosaikstein von Sisinnios magistros schließlich stellt eine Verbindung zur byzantinischen Tugend der Philanthropie her und wirft ein Licht auf die Funktion dieser Mosaiksteine, denn es heißt dort: „Wer den Armen zu essen gegeben hat, hat Christus selbst gespeist“.“
In der byzantinischen Welt wurde die Ausübung der Philanthropie schon sehr früh institutionalisiert. Die byzantinischen Wohlfahrtsmarken sind ein materielles Zeugnis für die Organisation der wohltätigen Lebensmittelverteilung auf einer Ad-hoc-Basis. Diese kleinen, runden und zweiseitigen Monumente aus Messing oder Bronze sind oft mit dem Namen des Wohltäters graviert. Die Bedürftigen, die eine solche Marke erhielten, die zweifellos in den Registern des Spenders eingetragen waren, hatten die Möglichkeit, es am vorgesehenen Tag gegen eine Lebensmittelration, einen Eintritt in die Bäder oder sogar gegen eine Münze einzutauschen.
Siehe dazu: A. Mordtmann Jr: Sur les Sceaux et Plombs Byzantins, 1873, S. 14-17 ff
20 mm, 4,27 g
Dumbarton Oaks BZS.1951.31.5.2964 (gleiche Stempel). Nomos 24 (2022), 462 (gleiche Stempel). Cf. Zacos III 398 (s.u.).
Ex Nea Rhomē Collection, Leu Web Auction 24, 3-6 December 2022, 720
Vs/Rs: Großes, kreuzförmiges Monogramm KVPIЄ RO(H)ΘЄI; in den Quadranten: CICI-NNIⲰ / MAΓI-CTPⲰ
Das Monogramm bedeutet: „Herr, hilf“.
Das Auktionshaus schrieb dazu:
„Unser Stück könnte durchaus von derselben Person stammen wie die Kupfertessera aus der Sammlung Zacos, die ursprünglich in Zacos II (Nr. 701 ohne Foto) und in jüngerer Zeit von Cheynet (Zacos III Nr. 398) veröffentlicht wurde. Auch dieses Stück stammt aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts und nennt einen Sisinnios magistros, hat aber eine metrische Legende von zwei zwölfsilbigen Versen, die auf beide Seiten verteilt sind. Cheynet schlägt einen Sisinnios magistros als Besitzer vor, der während der nachfolgenden Regierungszeiten von Romanos II. und Nikephoros II. Phokas (959-969) ein hochrangiger Bürokrat war, der als Beamter in mehreren staatlichen Abteilungen tätig war und zweimal Präfekt der Hauptstadt („Konstantinopel“) war. Die von Cheynet veröffentlichte Legende auf dem Mosaikstein von Sisinnios magistros schließlich stellt eine Verbindung zur byzantinischen Tugend der Philanthropie her und wirft ein Licht auf die Funktion dieser Mosaiksteine, denn es heißt dort: „Wer den Armen zu essen gegeben hat, hat Christus selbst gespeist“.“
In der byzantinischen Welt wurde die Ausübung der Philanthropie schon sehr früh institutionalisiert. Die byzantinischen Wohlfahrtsmarken sind ein materielles Zeugnis für die Organisation der wohltätigen Lebensmittelverteilung auf einer Ad-hoc-Basis. Diese kleinen, runden und zweiseitigen Monumente aus Messing oder Bronze sind oft mit dem Namen des Wohltäters graviert. Die Bedürftigen, die eine solche Marke erhielten, die zweifellos in den Registern des Spenders eingetragen waren, hatten die Möglichkeit, es am vorgesehenen Tag gegen eine Lebensmittelration, einen Eintritt in die Bäder oder sogar gegen eine Münze einzutauschen.
Siehe dazu: A. Mordtmann Jr: Sur les Sceaux et Plombs Byzantins, 1873, S. 14-17 ff
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- Otakar
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Re: Schönheiten des Mittelalters!
Zum Thema Tessera kann ich auch ein interessantes Stück beitragen, das mir vor ein paar Jahren in die Hände gefallen ist. Ich habe sie gekauft, weil ich an Greifen- und Sphinxendarstellungen interessiert bin. Leider habe ich keine weiteren Daten. Vielleicht ist es eine Eintrittsmarke für ein Theater. Weiß wer mehr dazu?
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- Lackland (Sa 02.11.24 11:12) • MartinH (Sa 02.11.24 19:40) • Chippi (So 03.11.24 00:23) • ischbierra (Sa 23.11.24 15:06)
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