Archäologische Funde - keine Münzen

Alles was nichts mit Münzen zu tun hat

Moderator: Locnar

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Reinhard Wien
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Archäologische Funde - keine Münzen

Beitrag von Reinhard Wien » Sa 18.05.24 15:55

tilos hat geschrieben:
Sa 18.05.24 15:37
Meine ersten antiken Münzen waren Eigenfunde anlässlich von Campingurlauben mit dem Zelt an der bulgarischen Schwarzmeerküste:
viewtopic.php?f=6&t=64436&hilit=sosopol

Gruß
Tilos
Auch wenn es off-topic ist: Meine erste römische Münze habe ich als 9-Jähriger im Sommerurlaub in der Wachau, mit freiem Auge auf einer vorwiegend neolithischen Siedlung gefunden (Antoninian des Gallienus in Erhaltung bestenfalls "schön+"). Es gibt dort zwar auch bronzezeitliche Funde, bis dato ist mir aber keine weitere Römermünze von diesem wunderschönen Aussichtsplatz direkt neben der Donau bekannt geworden.

Ich würde auch nicht ausschließen, dass mir mein Vater die Münze, um mich zu motivieren, vorher hingelegt haben könnte. Er war zum Zeitpunkt des Fundes aber mind. 30 Meter entfernt auf einem anderen Feld, daher doch wieder eher unwahrscheinlich. 8)
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Reinhard Wien
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Re: Bestimmungshilfe - keltisches Rad?

Beitrag von Reinhard Wien » So 19.05.24 12:23

tilos hat geschrieben:
Sa 18.05.24 15:37
... anlässlich von Campingurlauben mit dem Zelt an der bulgarischen Schwarzmeerküste:
viewtopic.php?f=6&t=64436&hilit=sosopol (ganz nach unten scrollen)

Gruß
Tilos
Auch dazu noch eine kurze Anekdote, man möge mir verzeihen, da es wirklich nichts mit keltischen Rädern oder deren Bestimmung zu tun hat.

Rückblick, 1985-1991: Bei mehreren Tunesienurlauben und damit verbundenen Ausflügen, innerhalb bedeutender Römersiedlungen (Thougga, Thuburbo Majus und auch Karthago) zahlreiche Spätrömer und Byzantiner, z. T. mitten auf den sandigen Wegen aufgelesen. Damals fand ich sogar eine völlig zerfressene Kleinbronze inmitten der Arena des Amphitheaters von Maktar. Bei einem Urlaub 1997 stellte sich die Situation im weitläufigen Gelände von Karthago immer noch genau gleich dar (innerhalb von weniger als einer Stunde etwa 4-5 Münzen, wenngleich völlig korrodiert und eigentlich nur mehr noch aufgrund von Größe und Form erkennbar).

1991 fuhr ich gemeinsam mit dem damaligen "Präsidenten"(?) des Leipziger oder Dresdner Münzsammlervereins - bin mir auch dazu nicht ganz sicher - und seiner Nichte, die schon einige Jahre zuvor die DDR "verlassen" hatte, mit dem Sammeltaxi (Louage) von Sousse zu einem Ruinengelände an der algerischen Grenze, wo er während unserer Besichtigung ebenfalls völlig frei liegend den wahrscheinlich schönsten Gegenstand fand, ein tadellos erhaltenes Karneolamulett. 8O

Für mich persönlich war damals allerdings seine Nichte viel interessanter. :oops:

Zeitsprung, Juni 2022: Während einer im Hotel gebuchten kleinen Busrundfahrt besuchte ich unter anderem Thuburbo Majus. Der einheimische Führer lotste uns über die Sandwege zu den verschiedenen Tempeln. Als er der Gruppe bei einem kurzen Stop die Bedeutung der Stadt und ihrer Bauwerke erklärte, bemerkte er, dass ich, während die anderen andächtig lauschten, etwas aufhob und meiner Frau zeigte.

Der Reiseleiter hielt bedeutungsvoll inne, wandte sich an mich und meinte "Also hier werden Sie sicherlich keine antiken Münzen finden!". Allgemeines Gelächter. Meine Frau und ich sahen uns an, schmunzelten, erwiderten aber nichts. 8)
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Re: Bestimmungshilfe - keltisches Rad?

Beitrag von tilos » So 19.05.24 14:17

Kann ich alles gut nachvollziehen und bestätigen. In den Ländern rund ums Mittelmeer habe ich stets auf meinen Urlaubsreisen z.T. sehr zahlreiche antike Oberflächenfunde gemacht, speziell antike Münzen z.B. hier: Jordanien (quer durchs Land), Ägypten (Sinai/Rotes Meer), Tunesien (ich glaube auch in Thuburbo Majus), Albanien (Butrini), griechische Inseln - z.B. Santorini.

Persönlich nehme ich nichts mehr mit, nachdem ich vor Jahren ein unangenehmes Erlebnis in Ägypten bei der Ausreise hatte. Allerdings gibt es ja auch noch den Postweg :wink:

Gruß
Tilos

Reinhard Wien
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Re: Bestimmungshilfe - keltisches Rad?

Beitrag von Reinhard Wien » Mo 20.05.24 19:37

1999 oder 2000 habe ich gemeinsam mit meinem Freund Menashe Landman, ein Münzenhändler aus Haifa, zahlreiche jungsteinzeitliche Feuersteinwerkzeuge im Norden Israels gefunden. Kurioserweise handelte es sich beim Fundort um ein Waldstück, kurios deshalb, da ich beispielsweise in Mitteleuropa aufgrund der Vegetation solche Funde aufgrund der Humusbildung und bei fast völlig fehlender Erdbewegung eher selten frei liegend an der Oberfläche erwarten würde und schon gar nicht in solchen Mengen. Obwohl er den selbst entdeckten Fundplatz bereits zwei oder dreimal begangen hatte, fanden sich dort immer noch mehrere schöne Schaber und Klingen.

Ein tolles Erlebnis, vor allem, da die Ausfuhr aus Israel völlig problemlos erfolgen kann (kurzer Ausflug ins Rockefeller Museum oder die Archäologen von der IAA kommen lassen, alles wird versiegelt und umgehend mit Ausfuhrpapieren versehen).
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Re: Bestimmungshilfe - keltisches Rad?

Beitrag von tilos » Di 21.05.24 12:45

Reinhard Wien hat geschrieben:
Mo 20.05.24 19:37
1999 oder 2000 habe ich gemeinsam mit meinem Freund Menashe Landman, ein Münzenhändler aus Haifa, zahlreiche jungsteinzeitliche Feuersteinwerkzeuge im Norden Israels gefunden. Kurioserweise handelte es sich beim Fundort um ein Waldstück, kurios deshalb, da ich beispielsweise in Mitteleuropa aufgrund der Vegetation solche Funde aufgrund der Humusbildung und bei fast völlig fehlender Erdbewegung eher selten frei liegend an der Oberfläche erwarten würde und schon gar nicht in solchen Mengen. Obwohl er den selbst entdeckten Fundplatz bereits zwei oder dreimal begangen hatte, fanden sich dort immer noch mehrere schöne Schaber und Klingen.

Ein tolles Erlebnis, vor allem, da die Ausfuhr aus Israel völlig problemlos erfolgen kann (kurzer Ausflug ins Rockefeller Museum oder die Archäologen von der IAA kommen lassen, alles wird versiegelt und umgehend mit Ausfuhrpapieren versehen).
Man müsste mal Fotos von der Auffindungssituation sehen. Ansonsten finden sich natürlich in allen Bodentypen (Sand, Lehm, Löss, Humus, Torf...) z.T. hohe Anzahlen neolitischer Artefakte. Zu DDR-Zeiten beispielsweise in der Nähe vom Schweriner See in einem Waldstück, genauer gesagt in einem dieses Waldstück durchschneidenen Graben. Etwa 1.000 Artefakte haben mein Cousin und ich an einem Tag dort rausgeklaubt (zumeist Silex, etwas Knochen und Geweih) und wenige Tage später im Schweriner Museeum abgegeben. Die Fundstelle war bekannt, war damals schon in Teilen ausgegraben. Ich glaube mit über 100.000 Artefakten. Von der Dutzendware durften wir uns jeweils eine kleine Serie heraussuchen und behalten, habe die Stücke heute noch (zumeist Kernsteine und Klingen). Jahrzehnte später habe ich meiner Frau anlässlich einer Fahrradtour rund um den Schweriner See diese Fundstelle gezeigt und innerhalb weniger Minuten weitere Artefakte gefunden.

Als ich in Israel vor Jahren ein paar Artefakte im Aushub von Kalbelgräben und in der Wüste fand (Altsteinzeit, Antike u. Neuzeit), habe ich diese im Reisegepäck mit nach Hause genommen. War ausgesprochen dumm und risikoreich, würde ich heutzutage nicht mehr machen.

Gruß
Tilos

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Re: Bestimmungshilfe - keltisches Rad?

Beitrag von Reinhard Wien » Di 21.05.24 13:44

tilos hat geschrieben:
Di 21.05.24 12:45
Man müsste mal Fotos von der Auffindungssituation sehen. Ansonsten finden sich natürlich in allen Bodentypen (Sand, Lehm, Löss, Humus, Torf...) z.T. hohe Anzahlen neolitischer Artefakte. (...) in einem dieses Waldstück durchschneidenen Graben. Etwa 1.000 Artefakte haben mein Cousin und ich an einem Tag dort rausgeklaubt (zumeist Silex, etwas Knochen und Geweih)...

Gruß
Tilos
Das ist alles klar, du schreibst von einem Graben, der das Waldstück durchzog. Bei Erdbewegungen und sogar auf Abhängen ist es keine Überraschung.

Im Burgenland gibt es eine bekannte hallstattzeitliche Höhensiedlung, dort ist der ganze Wald mit Laufgräben und Löchern durchzogen. Anfangs waren wir von Fuchsbauten ausgegangen, das erscheint aber unrealistisch, da meist direkt daneben jeweils dutzende minderwertige Keramikfragmente (z. T. gestapelt) liegen. Es ist bekannt, dass dort vor mehr als 100 Jahren bei archäologischen Grabungen wunderbar verzierte Spinnwirtel und sogar einige Tonidolfragmente gefunden wurden. Die aktuellen Löcher sind aber neu und wurden in den Monaten zuvor von Raubgräbern angelegt.

Im Falle von Israel war das Waldstück auf einer völlig flachen Ebene. Der Baumbestand war eher zedernartig, der Boden karstig mit stellenweise flachem Gestrüpp, kein Moos sondern lehmig/sandig/trocken (lösartig, soweit ich mich erinnere).

Die einzige Erdbewegung war dort wahrscheinlich seit Jahrtausenden nur aufgrund von Erosion oder wenn ein neuer Baum aus dem Boden wuchs.
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Re: Bestimmungshilfe - keltisches Rad?

Beitrag von tilos » Di 21.05.24 20:05

Reinhard Wien hat geschrieben:
Di 21.05.24 13:44
tilos hat geschrieben:
Di 21.05.24 12:45
Man müsste mal Fotos von der Auffindungssituation sehen. ---
Gruß
Tilos
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Im Falle von Israel war das Waldstück auf einer völlig flachen Ebene. Der Baumbestand war eher zedernartig, der Boden karstig mit stellenweise flachem Gestrüpp, kein Moos sondern lehmig/sandig/trocken (lösartig, soweit ich mich erinnere).

Die einzige Erdbewegung war dort wahrscheinlich seit Jahrtausenden nur aufgrund von Erosion oder wenn ein neuer Baum aus dem Boden wuchs.
Dann haben wir doch schon eine gute Erklärung: Hier wird vor allem der Wind die feinere Fraktion weggeblasen haben, vielleicht haben Sturzregen den Rest erledigt, so wie ich das von Fundsituationen in Halbwüsten, Karstflächen verschiedener Mittelmeerinseln oder von hiesigen Ackerbauflächen in Höhenlagen kenne. Da liegen die Artefakte oft wie auf dem Präsentierteller und können einfach abgesammelt werden. Das ist natürlich eher selten und nicht der Regelfall, wie Du schon zutreffend schriebst.

Gruß
Tilos

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Beitrag von Reinhard Wien » Di 21.05.24 23:24

tilos hat geschrieben:
Di 21.05.24 20:05
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Da liegen die Artefakte oft wie auf dem Präsentierteller und können einfach abgesammelt werden.

Gruß
Tilos
Ja, richtig.

Wir reden von den oftmals dichten Fundstreuungen an neolithischen Kleinwerkzeugen. Zum Teil gibt es Fundplätze, weniger als eine Autostunde nördlich von Wien, wo ich im Gefolge meines Vaters in den 1970er-Jahren, neben den üblichen Feuerstein- und Serpentinwerkzeugen u. a. vereinzelt auch Klingen aus Obsidian finden konnte (und einmal eine Pfeilspitze), das man für Mitteleuropa gar nicht erwarten würde. Diese dürften von prähistorischen Abbaustätten in Tschechien stammen.

Womit sich aber bisher kaum jemand befasste, da viel unscheinbarer und auch schwerer zu erkennen, sind die altpaläolithischen Funde. Vor einigen Jahren noch konnte man auf einer großen ehemaligen Freilandsiedlung in Niederösterreich innerhalb von drei Stunden gewogene 55 kg Steinwerkzeuge auflesen (Pebble tools bzw. Geröllgeräte, Reibplatten, Chopping tools und Chopper, Grobschaber, Proto-Faustkeile etc.), dies entsprach vom Volumen der prall gefüllten Taschen her einem ganzen PKW-Kofferraum. 8)

Inzwischen ist der Platz aufgrund intensiver Begehungen durch ortsansässige Heimatforscher derartig ausgedünnt, dass dort pro Stunde vielleicht noch 2-3 meist kleinere Werkzeuge gefunden werden, obwohl regelmäßige Erdbewegungen stattfinden (Äcker).

Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass die meisten Altpaläologen im Wiener Naturhistorischen Museum das Alter der Gegenstände anzweifeln, diese teilweise für Zufallsgebilde halten. :roll:

Allerdings sind inzwischen schon kleine idolartige Skulpturen aufgetaucht, die man in ähnlich stark vereinfacht-abstrakter Form aus Syrien kennt. Viele der Artefakte weisen auch Brandspuren auf.
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