Jetzt noch einmal eine Münze mit historischem Hintergrund (nebenbei, gibt es überhaupt antike Münzen ohne einen historischen Bezug?). Es ist ein Denar von Trajan (98 - 117 n.Chr):
AR - Denar, 3.15g, 19.9mm
Rom 103 - 111
Av. IMP TRAIANO AVG GER DAC PM TRP COS V PP
belorbeerte Büste n.r.
Rv. SPQ.R. OPTIMO PRINCIPI
Daker, mit spitzer Mütze und langer Kleidung, langen Ärmeln und
Hosenbeinen sitzt n.r. auf ovalem Schild, li. Bein angehoben, Knie
gebeugt und über dem re. gekreuzt. Re. Arm an der Seite, Kopf in li.
Hand gestützt, li. Ellbogen ruht auf li. Knie (sog. Trauerhaltung!),
darunter Krummschwert
RIC II, 219; BMCR cf.175
VZ, unzirkuliert
Nun zum historischen Hintergrund. Diese Münzausgabe feiert den Sieg in den beiden dakischen Kriegen des Trajan (siehe
http://www.roman-emperors.org):
Nachdem Trajan 98 n.Chr. Kaiser geworden war, kehrte er nicht sogleich nach Rom zurück. Er blieb in seiner germanischen Provinz und klärte dort Probleme an der Grenze. Es sah aus, als wolle er zunächst die Politik von Domitian fortsetzen, der zwei neue Provinzen eingerichtet, sie mit starken Garnisonen belegt und den Limes begonnnen hatte. Diejenigen, die gehofft hatten, er würde den Krieg gegen die Germanen wieder aufnehmen, waren enttäuscht. Tacitus scheint unter ihnen gewesen zu sein.
Danach besuchte Trajan die problematischen Donauprovinzen Pannonien und Moesien, wo der Dakerkönig Decebal den Römern große Schwierigkeit gemacht und den Römern zehn Jahre zuvor eine schwere Niederlage beigebracht hatte. Domitian hatte einen modus vivendi gefunden, im Grunde dadurch, daß er sich das Wohlverhalten des Decebal erkaufte, aber der hatte trotzdem seine feindlichen Aktivitäten gegen Rom fortgesetzt. Trajan wußte genau, daß diese Ecke des Reiches seine ganze Aufmerksamkeit benötigte und eine dauernde und befriedigende Lösung brauchte.
Trajan verbrachte dann das Jahr 100 in Rom, um an den Ehrungen und der Vergöttlichung seines Vorgängers teilzunehmen, und um eine gute und vertrauensvolle Beziehung zum Senat aufzubauen, dies in scharfem Kontrast zu Domitians 'Krieg gegen den Senat'. Aber seine Politik folgte im Wesentlichen der von Domitian: Natürlich war er der Herr des Staates und die höchste Autorität über allen anderen. Doch sein guter Charakter und sein Respekt vor denen, die kurz vorher noch seine Vorgesetzten waren, gewannen ihm viel Wohlwollen. Er wurde schon bald vom Volk 'optimus' genannt, bevor der Senat ihm diesen Titel offiziell verlieh. Seine Gedanken jedoch waren immer bei den Donauprovinzen. Er begann mit Vorbereitungen zu einem großen Feldzug: So verlegte er Legionen und die ihnen zugehörigen Hilfstruppen von Germanien, Britannien und anderen Provinzen, bildete zwei neue Legionen, die II Trajana und die XXX Ulpia, und erhöhte damit ihre Gesamtzahl auf 30, die höchste Anzahl, die es jemals in der Geschichte des Reiches gegeben hatte.
101 zog er ins Feld. Dieser Krieg erforderte alle seine militärischen Fähigkeiten und alle Technik und Disziplin, für die das römische Heer bekannt war. Trajan hatte das Glück, daß Apollodor von Damascus in seinen Diensten stand. Dieser baute eine Straße durch das Goldene Tor (den berüchtigten Donaudurchbruch), die so weit vom nackten Felsen abstand, daß es aussah, als marschierten die Soldaten über das Wasser der Donau. Ihm gelang es auch, eine Brücke über die Donau zu bauen, die 60 Steinpfeiler hatte, und von der es heute noch Spuren gibt. Als Trajan endlich losmarschierte, marschierte er sehr schnell, wahrscheinlich mit zwei Marschkolonnen, mitten ins Herz des dakischen Reiches, bis 102 Decebal sich entschloß zu kapitulieren. Er warf sich vor Trajan auf den Boden, schwor ihm Gehorsam und wurde so ein von Rom abhängiger Satellitenkönig. Nach Rom zurückgekehrt erhielt Trajan den Titel Dacicus.
Als Decebal jedoch wieder allein war, begann er erneut, die Römer herauszufordern, indem er Raubzüge über die Donau unternahm und die Völker nördlich der Donau gegen Rom aufzustacheln versuchte. Da zog Trajan 106 ein zweitesmal in den Krieg, um diesmal die Unterwerfung von Decebal für immer zu vollenden. Dies war jetzt ein grausames Gemetzel mit allen Anzeichen eines Ausrottungskrieges, bis König Decebal, von seiner Hauptstadt Sarmigethusa vertrieben und wie ein Tier gejagt, sich entschloß, Selbstmord zu machen, um nicht im Triumphzug in Rom vorgeführt und dann ermordet zu werden.
Jetzt war der Krieg endgültig zu Ende. Er war bis an die Grenzen der römischen Kräfte gegangen, 11 Legionen waren beteiligt gewesen, aber der Gewinn war riesig. Trajan feierte einen großen Triumph, der 123 Tage dauerte, und unterhielt das Volk mit ausgedehnten Gladiatorenkämpfen und Tierhatzen. Das Land wurde zur Provinz gemacht, der ersten nördlich der Donau. Viele der Einwohner, die den Krieg überlebt hatten, wurden ermordet oder versklavt, und Einwohner aus anderen Regionen des Reiches dort angesiedelt. Der ungeheure Reichtum Dakiens kam als Kriegsgewinn nach Rom und erlaubte es Trajan, ein ausgedehntes Bauprogramm im ganzen Reich zu beginnen, besonders aber in Italien und Rom. In der Hauptstadt entwarf und baute Apollodor für das bereits begonnene Forum die berühmte Trajanssäule. Die war genau 100 römische Fuß hoch und zeigte auf einem Spiralband, das wie eine Schriftrolle um die Säule gewickelt war, mit 2500 Figuren die Geschichte der beiden dakischen Kriege. Diese Säule ist auch heute noch ein erhabenes Zeugnis kaiserlicher 'Propaganda'.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.